Diversity Thementage - Zitate 

Im Rahmender Diversity Thementage haben wir Studierende nach ihren Diskriminierungserfahrungen gefragt. Das sind ihre Antworten:


 Inhaltlicher Hinweis: In den folgenden Zitaten geht es um diskriminierende Erzählungen. Es wird in Teilen diskriminierende Sprache verwendet. Wenn du Hilfe oder Unterstützung brauchst, findest du hier eine Übersicht der Angebote auf dem Campus.


Ich habe als junges Mädchen Diskriminierung von Seiten zweier Ärzte erlebt. Ich war häufiger beim Hausarzt, da ich beinahe wöchentlich anfallsweise Herzrasen hatte, das nur zu unterbrechen war, wenn ich mich hinlegte. Er sagte mir, dass das für große Mädchen normal wäre und sich verwachsen würde. Er sagte es mir auch noch mit 20 Jahren. Mit 18 Jahren bin ich auf offener Straße umgekippt, da ich seit über 2 Stunden Herzrasen hatte und nicht die Möglichkeit hatte mich hinzulegen. Es wurde der Krankenwagen gerufen, aber als dieser eintraf, war das Herzrasen schon weg (da ich ja eine gewisse Zeit am Boden lag). Im Krankenhaus war der behandelnde Arzt sehr unfreundlich und ich sollte ihm mit einem Kuli am Bett den Takt von meinem Herzrasen vormachen. Seine Antwort war, dass das kein Herzrasen sein könne und ich wahrscheinlich hyperventiliert habe. Das haben Frauen ja häufiger. Mit dieser Diagnose wurde ich dann entlassen. Erst im Alter von 24 Jahren wurde bei mir eine AVNRT-Rhythmusstörung erkannt, als ich während der Arbeit umgekippt bin und dort sofort ein EKG geschrieben wurde. Bis dahin habe ich geglaubt, ich würde mich immer nur in eine Situation hineinsteigern und „hyperventilieren“.

- Patientin


Der Professor hatte kein Verständnis für einen separaten Raum [während einer Prüfung im Rahmen eines Nachteilsausgleichs] und wollte zuerst nur eine Box (wie beim Wahllokal) genehmigen, welche im Raum mit allen anderen Student:innen aufgestellt werden sollte, was ich äußerst unangenehm finde. Meine Reizfilterschwäche geht nicht magisch weg, nur weil ich das Geschehen nicht mehr sehen kann. Ich musste alleine mit ihm ein Gespräch führen, obwohl ich darum gebeten hatte meine Therapeutin, die auf Autismus spezialisiert ist, mitzunehmen.

Mir wurde unterstellt, dass ich nicht in der Lage sei, im Rahmen meines Studiums gute Leistungen zu erbringen und dass ich nicht gut auswendig lernen könne, obwohl er mich und meine Probleme im Studium überhaupt nicht kennt. Mir wurde vorgeschlagen etwas anderes zu studieren, obwohl ich deutlich gemacht habe, dass mir der Studiengang wichtig ist und ich nichts anderes machen möchte.

Er hat seine Machtposition enorm ausgenutzt, um mich einzuschüchtern und hat gesagt, dass jeglicher Nachteilsausgleich nach seinem Ermessen erlassen werde. Ich musste mich für meine autismusbedingten Schwierigkeiten rechtfertigen und habe mich sehr unwohl gefühlt. Ich habe mich enorm entmutigt gefühlt, da seine Ansichten alles andere als konstruktiv waren.  Außerdem musste ich mich in einem weiteren Gespräch rechtfertigen, warum ich zwei Semester länger studiere, obwohl die wenigsten Leute meines Studiengangs es in der Regelzeit schaffen.

Es ist so schade, dass niemand von dem Inklusionsteam bei solchen Gesprächen dabei sein kann, da so etwas präsentiert werden könnte. Der Professor hat nicht Ansatzweise das Wissen über Neurodivergenz, geschweige die nötige Empathie, um verantwortungsvoll sein Amt auszuführen. Ich weiß auch schon von anderen Studierenden, dass ich leider nicht die einzige Person bin, die so eine Erfahrung machen musste.

- Studentin


Mir wurde aus dem nichts gesagt: „Dass jemand wie du ohne Lappen am Kopf in eine Uni gehen darf, wo auch Männer sind, ist beeindruckend. Da sind deine Eltern wohl gut integriert.“

Ich war alleine und hatte auch nicht wirklich Zeit zum Antworten, da dieser Mann schon weg war. Meine Gefühle waren relativ stumm, da ich solche rassistischen Äußerungen schon leider gewohnt bin, als Frau mit Migrationshintergrund.

- Studentin


Im Nachfolgenden Zitat kommt eine antisemitische Beleidigung vor.  

Vor der Mensa hat jemand „Sch*** Jude“ zu mir gerufen und vor meine Schuhe gespuckt, weil ich meinen Davidstern offen getragen habe. Seine Freunde haben mich ausgelacht.

An der Situation war vor allem die gezielte Beleidigung aufgrund meiner jüdischen Identität diskriminierend. Der Ausdruck dient dazu, mich aufgrund meiner Religion herabzuwürdigen und zu entmenschlichen. Das Spucken vor meine Schuhe war eine zusätzliche demütigende Geste, die die Verachtung und den Hass der Person deutlich machte.

Ich fühlte mich zutiefst verletzt, verängstigt und gedemütigt. Es ist schockierend und schmerzhaft, auf solch offene und hasserfüllte Weise an einer doch so offenen Universität angegriffen zu werden, nur weil ich meinen Davidstern trage. Es war ein Gefühl von Ohnmacht und Isolation.

Leider habe ich in der Situation keine Hilfe erfahren. Das Umfeld reagierte größtenteils gleichgültig. Obwohl einige Studierende den Vorfall beobachteten, schien niemand bereit zu sein, einzugreifen oder auch nur nachzufragen, ob es mir gut geht. Diese Untätigkeit und das Wegschauen der anderen Menschen machten die Situation noch schmerzhafter und ließen mich allein und verlassen fühlen.

- Student:in


Es ist mir zweimal passiert. Ich trage ein Kopftuch (Hijab), und wenn ich die Bibliothek spät in der Nacht gegen 22:40 Uhr verlasse, bin ich manchmal die Einzige an der Bushaltestelle. Der Busfahrer hält nicht an und fährt weiter. Ein anderes Mal hat der Fahrer nicht einmal die Tür für mich geöffnet. Passiert auch an verschiedenen Bushaltestellen in Lübeck.


Im Nachfolgenden Zitat kommt eine homophobe Beleidigung vor. 

Die Praxisanleiterin äußerte sich immer wieder abfällig gegenüber queeren Menschen.

Einen Patienten der HIV+ war ließ sie konsequent durch andere behandeln, mit Aussagen wie: "Solche Schwuchteln will ich nicht sehen", "Er ist doch selber Schuld", etc.

Für mich als queere Person war das immer wieder schlimm zu hören. Viel schlimmer fand ich allerdings, dass die anderen Mitarbeiter es einfach so hingenommen haben.

- Student:in/ Praktikant:in


Vorlesung in Klinische Chemie, wo es innerhalb der Diagnostik und Therapie um nur explizit weiße Männer ging.

- Studentin